Helle Nacht

27.10.2018

Warum die Nacht bald keine mehr ist

Lichtverschmutzung. Ein abstraktes und zugleich konkretes Thema, das mir schon längers im Kopf herum schwirrt, mit dem ich aber nirgendwo Gehör finde. Deshalb veröffentliche ich nun einen Bericht darüber, um zum nachsichtigen Gebrauch von Licht anzuregen. 

Als Elektroinstallateur beschäftigt man sich täglich mit Licht. Man konzipiert Installationen, bespricht sie mit dem Bauherren und dem Planer und ist schlussendlich auch noch für vieles andere verantwortlich (EDV, Brandmeldesysteme, Sicherheitssysteme, Gebäudeautomation etc. etc.) Dadurch kommt man eher mal in Versuchung, das Leuchtmittel genauer zu studieren und vor allem darüber nachzudenken, was genau denn die heutige Selbstverständlichtkeit bewirkt, einfach bei Dunkelheit den Lichtschalter zu betätigen. Zugegeben, mir war die Dringlichkeit dieses Themas, lange Zeit auch nicht bewusst. Ich stiess bei Recherchen zum Thema Energiesparen, zufälligerweise über einen kleinen Bericht, der mich vor vier Jahren, zum Umdenken und Handeln anregte. 

Was ist Licht genau?

Unter Licht versteht man eine Form der elektromagnetischen Strahlung. Im engeren Sinne sind vom gesamten elektromagnetischen Spektrum nur die Anteile gemeint, die für das menschliche Auge sichtbar sind. Im weiteren Sinne werden auch elektromagnetische Wellen kürzerer Wellenlänge und größerer Wellenlänge dazu gezählt. Es gibt natürliches Licht, welches von der Sonne abgestrahlt wird, oder auch in der Nacht, bei der der Mond von der Sonne bestrahlt wird. Licht ist somit etwas natürliches. 

Kunstlicht oder auch künstliches Licht ist Licht, das durch künstliche Lichtquellen erzeugt wird. Quellen von künstlichem Licht in der Umwelt sind insbesondere:

  • Öffentliche Beleuchtung (z.B. von Strassen, Wegen, Plätzen, Bahnhöfen, Flugplätzen)
  • Beleuchtung von Sport- und Freizeitanlagen (z.B. Stadien, Tennisplätze, Skipisten, Loipen)
  • Beleuchtung von Gebäuden (z.B. Einkaufszentren, Denkmäler, private Häuser)
  • Reklamebeleuchtungen (z.B. Leuchtreklamen, Schaufensterbeleuchtungen, "Skybeamer")
  • Beleuchtung von natürlichen Objekten (z.B. Berggipfel, Pärke/Bäume, Wasserfälle)

Nicht nur in Städten sondern auch in kleineren Ortschaften wird zunehmend alles beleuchtet und sichtbar gemacht. Unbewohnte Landschaftskammern zwischen Siedlungen sind nachts kaum mehr erkennbar, weil immer mehr auch Verbindungsstrassen beleuchtet werden.
Die künstliche Aufhellung der Nacht vermittelt Sicherheit. Das Gefühl von Sicherheit ist aber subjektiv. Wird Licht falsch eingesetzt, kann die Sicherheit zum Beispiel durch Blendung sogar drastisch reduziert werden.
Licht brennt oft auch ohne Nutzen, einfach himmelwärts, zu intensiv oder zu Zeiten und an Orten, in denen es keinen Zweck erfüllt. Dadurch entstehen unnötige Lichtemissionen, die zu einer künstlichen Aufhellung des Nachthimmels mit lästigen bis schädlichen Auswirkungen für den Menschen und seine Umwelt führen.
Diese Lichtverschmutzung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Über Europa wird der Nachthimmel Jahr für Jahr um 10 Prozent heller. Die Beobachtung des natürlichen Sternenhimmels ist nur noch an sehr abgelegenen Orten möglich. 

Was ist Lichtverschmutzung?

Der Begriff der Lichtverschmutzung, auch Lichtsmog, Lichtverunreinigung oder Lichtimmission bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch meist künstliche Lichtquellen, deren Licht in den Luftschichten der Erdatmosphäre gestreut wird und die damit verbundene Überlagerung der natürlichen Dunkelheit, sowie die schädliche oder lästige Einwirkung von Licht auf den Menschen. 

Warum ist die Lichtversmutzung problematisch?

Der Anblick des mit Sternen übersäten Nachthimmels ist für uns Menschen immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis, welches wir uns und unseren Kindern nicht vorenthalten dürfen. Das künstliche Licht aber «verschluckt» die Sterne am Nachthimmel. Es gibt schweizweit nur noch sehr wenige Orte, in denen es möglich ist, den Nachthimmel ohne Lichtemissionen zu beobachten. Zudem werden bestehende Ökosysteme negativ beeinflusst: Vögel, Insekten, Fledermäuse, Eulen und andere Lebewesen können die Orientierung verlieren, was Erschöpfung, Verletzung oder gar den Tod der Tiere zur Folge haben kann. Auch aus Energiespargründen sollte die künstliche Erhellung der Nachtlandschaft vermieden werden. 

  • Für Menschen kann sich Licht zur falschen Zeit und am falschen Ort negativ auf die Gesundheit auswirken. Die innere Uhr des menschlichen Körpers ist eng mit dem tageszeitlichen Wechsel von hell und dunkel verknüpft. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Hormon Melatonin, das nur in der Dunkelheit produziert wird. Melatonin reguliert den Schlaf-Wach-Zyklus, regt unser Immunsystem an und steuert die Produktion anderer Hormone. Wird die Produktion von Melatonin durch übermässige nächtliche Beleuchtung gestört, führt dies zu Schlafstörungen und beeinträchtigt somit die menschliche Gesundheit. Sogar der Wissenschaftliche Ausschuss der Europäischen Kommission warnt ausdrücklich vor negativen Folgen für die Gesundheit:

https://ec.europa.eu/health/scientific_committees/opinions_layman/artificial-light/de/index.htm

  • Pflanzen an stark beleuchteten Orten blühen früher als normal, womit sie dem Frost zum Opfer fallen können.
  • Nachtaktive Insekten werden von Kunstlicht angezogen. Untersuchungen haben gezeigt, dass an einer Strassenlaterne nachts bis zu 150 Insekten sterben. An den Schweizer Strassenlampen sterben somit jedes Jahr über sieben Milliarden Insekten. Diese fehlen dann Vögeln und Fledermäusen als Nahrung.
  • Fledermäuse fliegen bei einer Beleuchtung ihrer Schlaf- und Jungenaufzuchtquartiere später oder gar nicht zur nächtlichen Jagd aus, was zum Tod der Jungtiere und langfristig zum Verlassen des Quartiers führen kann.
  • Zwei Drittel der Zugvögel begeben sich nachts auf den Vogelzug und orientieren sich unter anderem an den Sternen. Kunstlicht beeinträchtigt die Orientierung von Zugvögeln. Sie werden von Lichtglocken über Siedlungen angelockt, wo sie stundenlang kreisen und am Morgen stark entkräftet sind. Orientierungslos können sie auch in hell erleuchtete Gebäude fliegen, werden verletzt oder kommen zu Tode.
  • Kunstlicht verändert unsere Nachtlandschaft. Die meisten Menschen in Westeuropa sehen an ihrem Wohnort nie einen wirklich dunklen Sternenhimmel. Damit geht eine jahrtausendealte Inspirationsquelle der Menschheit verloren. Zudem erschwert die Aufhellung des Nachthimmels wissenschaftliche Untersuchungen des Weltalls.

Was kannst du persönlich dagegen machen?

  • Licht sinnvoll nutzen! Oft tut es auch ein kleines Lämpchen anstatt die grosse Decken -oder Ständerleuchte. Kerzen sind auch eine herrliche Alternative. 
  • Rede mit den Menschen darüber, schaffe ein Bewusstsein für den sinnvollen Umgang mit Licht.
  • Teile Beiträge zum Thema auf deinen Social Media Kanälen.  
  • Unterstütze Petitionen wie jene von www.darksky.ch 
  • Schreibe den im Wohnort zuständigen Behörden, dass dich das Thema interessiert und du gerne mehr informationen möchtest, was deine Gemeinde respektive Kanton, gegen diese Problematik unternimmt.


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